Drei Wege zu (wieder) guter Teamarbeit nach der Pandemie

von Anke Lüneburg

In diesen als unruhig wahrgenommenen Zeiten haben viele Führungskräfte den Eindruck, dass insbesondere ihr Team viele Konflikte austrägt, nicht so effektiv und effizient wie vor der Pandemie arbeitet und schnell gereizt oder sogar aggressiv miteinander umgeht.

Was ist also zu tun? Es gibt drei gute Wege, die Teamarbeit wieder zu verbessern, die sogar aufeinander aufbauen können.

  1. Nutzen Sie die sieben Resilienzfaktoren, die nicht nur Führungskräften und Teammitgliedern, sondern allen Menschen helfen, widerstandsfähiger zu werden:
  • Optimismus
  • Akzeptanz der Situation
  • Lösungsorientierung
  • Selbstregulierung
  • Selbstverantwortung
  • Netzwerkorientierung
  • Zukunftsorientierung (nach Gruhl 2018 und Meier, M. 2021).

Alle Teammitglieder können auf einer Skala von 1-10 ihre eigene Einschätzung für jeden Faktor abgeben: Wo stehe ich bezogen auf meinen Optimismus? Wie gut kann ich veränderte Situationen akzeptieren? Bin ich eher lösungs- oder eher problemorientiert? Kann ich mich gut selbst regulieren, also weniger oder mehr impulsiv auf andere reagieren? Inwieweit bin ich bereit, Verantwortung für mich und meinen Arbeitsbereich zu übernehmen? Und nicht zuletzt: Habe ich ein Netzwerk, das mich stützt und schützt, und blicke ich eher in die Vergangenheit oder in die Zukunft? Im zweiten Schritt erstellen alle -ebenfalls allein - zu jedem Faktor ihre Zukunftsskala: Wo möchte ich hin?

Im Anschluss können alle (auch die Teamleitung!) ihre Einschätzungen vorstellen, gern auch mit den Kolleginnen und Kollegen diskutieren, ob sie das ebenso einschätzen (Fremdeinschätzung). Im nächsten Schritt bespricht das Team gemeinsam, was die Ergebnisse für die Zusammenarbeit bedeuten, und wer was tun kann, damit jeder für sich, aber auch das Team als Ganzes resilienter wird. Der Führungskraft kommt eine besondere Rolle zu: Durch ihre Offenheit kann sie dazu beitragen, dass sich auch zurückhaltende Teammitglieder trauen, ehrlich zu sagen, wo sie stehen und zukünftig stehen möchten.

  1. Verbessern Sie die Resilienz von allen Mitarbeitenden und sich selbst in Team-Workshops, indem Sie z.B. das WOOP-Modell von Gabriele Oettingen nutzen https://woopmylife.org/de/home:
  • Wish: Wie soll das Team nach der Krise/ jetzigen Situation aussehen?
  • Outcome: Welche Vorteile gewinnt ein Team, die einzelnen Mitglieder und die Organisation mit der Zielerreichung? (Förderung des Optimismus)
  • Obstacles: Welche Hindernisse stehen der Zielerreichung im Weg?
  • Plan: Für jedes Hindernis wird ein Plan entwickelt (Wenn nicht A, dann B).

WOOP bzw. die „Psychologie des Gelingens“ (so der Titel des Buchs von G. Oettingen) kann Ihre Teammitgliedern dabei unterstützen, ihr zwischenmenschliches Verhalten und ihre Kommunikation zu verbessern, z.B. beim Abbau von Vorurteilen, bei der Beseitigung von Konflikten oder bei mangelnder Akzeptanz von Situationen wie jetzt nach der Pandemie.

  1. Oder Sie reflektieren mit Ihrem Team die fünf Teamtugenden von Michael Pohl, einem langjährigen Lehrcoach meines Verbandes DGfC, und setzen sie in konkretes Tun um:

Aus Sicht von Michael Pohl gibt es mehrere Werte als mentale Voraussetzung für gute Teamarbeit: Vertrauen, Verlässlichkeit, Verbindlichkeit, Teamspirit, positives Konkurrenzdenken, keine Profilierung auf Kosten anderer, zuhören können, Akzeptanz von Andersdenkenden, Offenheit, Flexibilität, Lernbereitschaft und eine proaktive Grundhaltung.

Aus diesen Werten resultieren dann fünf Teamtugenden:

  • Bei sich selbst beginnen
  • Wertschätzung geben
  • erst fragen, dann antworten
  • Widersprüche aushalten
  • sich Zeit nehmen.

Wer beginnt, sein Verhalten zu ändern, übernimmt Verantwortung für sich selbst und sucht keine Fehler bei den Kolleginnen und Kollegen oder bei seiner Teamleitung. Wer sich über Unzuverlässigkeit von Kollegen aufregt, muss vorab dafür sorgen, dass er selbst verlässlich handelt.

Teammitglieder, die ihren Kolleginnen konkretes, positives Feedback geben und erst das Positive anmerken, bevor sie auf Fehler hinweisen ohne abwertend zu sein, stärken das Selbstwertgefühl bei Kollegen. Natürlich gilt das Gleiche bei Führungskräften.

Teamleitungen oder Teammitglieder, die gelernt haben, konstruktive Fragen zu stellen, bevor sie antworten („losschießen“), erfahren eher, um was es jemandem konkret geht. So kann Wissen ausgetauscht werden und durch passende Antworten bleiben alle gut miteinander in Kontakt. Wer nicht gleich „alles weiß“ oder austeilt („hast du das immer noch nicht verstanden??“), stärkt seine Kollegen und Mitarbeiter und trägt zu einem guten Arbeitsklima bei.

Im Leben und in der Arbeitswelt geht es insbesondere in den letzten Jahren um das Aushalten von Widersprüchen und Spannungen. Gerade innovativ arbeitende Teams kennen den stetigen Wandel. Aber auch in beständigen Arbeitsfeldern kommen immer mehr Veränderungen, während sich viele Menschen Kontinuität wünschen, um durchzuatmen. Wem das zu viel wird, sagt es möglicherweise nicht direkt, sondern wird unfreundlich und kurz angebunden gegenüber Kollegen. Wandel und Kontinuität sind in Balance zu halten, um die Bedürfnisse des gesamten Teams zu erfüllen, damit Ruhe einkehrt. Im Rahmen eines Team-Workshops kann auch in einem innovativen Umfeld erarbeitet werden, wie Kontinuität Teil der Arbeit wird, beispielsweise durch Rituale oder verlässliche Meetings, wo sich alle sehen.

Teams brauchen neben dem fachlichen Austausch auch Zeit, um sich als Team zu reflektieren und immer wieder neu aufzustellen und zu entwickeln. Häufige Ursache für Konflikte ist eine aus dem Ruder gelaufene Kommunikation, die neu gestaltet werden muss. Manchmal wird Teamarbeit als nicht relevant angesehen, jedoch ist auch die Pflege der Beziehungen untereinander erfolgsentscheidend (nach Pohl 2010).

Gönnen Sie Ihrem Team ein oder zwei Teamtage pro Jahr – und nicht erst, wenn Konflikte ausgebrochen sind. Überzeugen Sie Ihre Unternehmensleitung, dass das gut investiertes Budget ist, denn hier werden die Kommunikation und das Verhalten untereinander besprochen, reflektiert und neu aufgestellt. Ganz im Sinne von Michael Pohl:

„Der Dialog ist das Herz im Kreislauf des Teams.“ (Michael Pohl)

Buchtipps:

Monika Gruhl: Resilienz – die Strategie der Stehaufg-Männchen:

https://www.buecher.de/shop/persoenlichkeit/resilienz-die-strategie-der-stehauf-menschen-ebook-epub/gruhl-monika/products_products/detail/prod_id/63116349/

Merle Meier: Resilienzentwicklung für Führungskräfte:

https://www.buecher.de/shop/management-karriere/resilienzentwicklung-fuer-fuehrungskraefte/meier-merle/products_products/detail/prod_id/60540588/

Gabriele Oettingen: Psychologie des Gelingens, über die WOOP-Methode:

https://www.buecher.de/shop/esoterik-allgemein/die-psychologie-des-gelingens-ebook-epub/oettingen-gabriele/products_products/detail/prod_id/42646721/

Michael Pohl und Jürgen Witt: Innovative Teamarbeit (2019  ist eine 3. Auflage erschienen):

https://www.buecher.de/shop/fuehrungspsychologie/innovative-teamarbeit/witt-juergenpohl-michael/products_products/detail/prod_id/55019809/

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