Einteilung in Generationen - Sinn oder Unsinn?
Warum Wissen über Generationen für Führungskräfte hilfreich sein kann
Seit einigen Jahren ist in den Medien und in der Personalwirtschaft die Rede von den Generationen der „Babyboomer“, „X“ oder „Y“. Auch die Wissenschaft beschäftigt sich insbesondere mit der Generation Y und hat Stereotypen für einzelne Generationen entwickelt.
Ziel war und ist es, Rückschlüsse für die Arbeits- und Organisationswelt ziehen zu können, damit insbesondere Führungskräfte sich besser auf Unterschiede einstellen und ihr Führungswissen erweitern können.
Aus systemischer Sicht lebt jeder Mensch in seiner eigenen Welt - jeder konstruierte sich seine Wirklichkeit. Viele Menschen denken, dass alle so denken und handeln wie sie selbst - wenn nun traditionell orientierte Menschen mit den Werten „Arbeit ist Pflicht, Gehorsam gegenüber Vorgesetzten selbstverständlich“ auf Mitarbeitende stoßen, die „leben um zu arbeiten“ und viel Wert auf ihre Freizeit liegen, können Konflikte entstehen.
Daher gebe ich zunächst einen Überblick über die aktuellen Stereotypen von Generationen in vollem Bewusstsein, dass nicht alles für jeden zutrifft:
Traditionslisten (ca. 1924 – 1947)
- Kriegsgeneration (Werte!)
- Wiederaufbau
- Hierarchie-Akzeptanz
- Anpassung/Misstrauen
- Jahrzehntelang beim gleichen Arbeitgeber
- Treue
- Gesünder als die Vorgänger
- = Arbeit ist Pflicht und Gehorsam
Babyboomer (1948-1964)
Werte | Gesundheit Idealismus Kreativität |
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Merkmale | Teamorientiert Karriereorientiert – schnell in Führungspositionen aufsteigen Arbeit hat den größten Stellenwert |
Weitere Merkmale: Wettbewerb Hart Arbeiten Erfolg: Persönliche Belohnung Teamorientierung Autoritär und antiautoritär = Leben, um zu arbeiten |
Im Arbeitsleben | Strukturierter Arbeitsstil Regelmäßiger Austausch im Team Pflege von Beziehungen und Netzwerken |
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Kommunikationsmedium | Telefon | |
Motivation | Persönliches Wachstum Wertschätzung für Ihre Erfahrung Gefühl, gebraucht zu werden |
Generation X (ca. 1965 - 1980)
Werte |
Unabhängigkeit |
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Merkmale | Pragmatisch Selbstständig Streben nach einer hohen Lebensqualität Zeit ist wertvoller als Geld |
Weitere Merkmale: Globales Denken Work-Life-Balance Spaß („Generation Golf“) Informelles Handeln Selbstvertrauen Pragmatismus = Arbeiten, um zu leben |
Im Arbeitsleben | Ergebnisorieniert Technisch versiert Teieln Macht und Verantwortung |
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Kommunikationsmedien | E-Mail, Mobiltelefon | |
Motivation | Hohe Freiheitsgrade in der Arbeitsgestaltung Entwicklungsmöglichkeiten Work-Life-Balance |
Generation Y (ca. 1981 - 1995)
Werte |
Vernetzung/Teamwork |
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Merkmale | Leben im Hier und Jetzt Mit neuen Technologien aufgewachsen "24 Stunden online" |
Weitere Merkmale: Vertrauen, positive Grundeinstellung Diversity Soziale Verantwortung Besondere Eigenständigkeit und Kreativität resultiert aus moderner Erziehung Work-Life-Balance wichtiger als Geld Vom Arbeitgeber werden Herausforderungen und Wachtumschancen erwartet Teamwork Netzwerke, auch international Transparenz, Offenheit, sozialer Umgang mit Menschen und Umwelt besonders wichtig Weg von starren Arbeitsmodellen = Erst leben, dann arbeiten |
Im Arbeitsleben | Die Arbeit muss Spaß machen lernbereit, arbeitswillig - aber Forderung nach Privatleben Flexibel und anpassungsbereit, selbstständige und unabhäängige Arbeitsweise Führungspositionen sind Ihnen nicht mehr so wichtig, eher Fachlaufbahnen und projektbezogenes Arbeiten Meister im Multitasking |
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Kommunikationsmedien | Web 2.0 | |
Motivation | Selbstverwirklichung Vernetzt sein Mit Leuten auf der gleichen Wellenlänge zusammenarbeiten |
Hinweis: Unterschiede zwischen städtischer und ländlicher Generation
Generation Z (ca. 1996 - 2010)
Werte |
Sicherheit und freie Entfaltung |
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Merkmale | Neue Technologien dienen der Wissenserweiterung wie der Kommunikation Selbstverwirklichung in der Freizeit Geborgenheit in der Gemeinschaft |
Weitere Merkmale: Internet-Jugend Soziale Medien werden Wissensmedien Individualisierung, Selbststeuerung wichtig Soziale Verantwortung Globales Denken gewohnt Gut informiert, gebildet Sicherheit/Geborgenheit wichtig Kein Wunsch zu führen oder Herausforderungen anzunehmen Rituake in der schnelllebigen Zeit wichtig! = Leben und Arbeiten trennen |
Im Arbeitsleben | Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit, klare trukturen Erwarten soziale Kompetenzen ihrer Führungskräfte und Kollegen (und müssen es z.T. selbst noch lernen) Erwarten gute Unternehmenskultur, wollen mitreden |
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Kommunikationsmedien | Instagram, Youtube, zukünftige Medien | |
Motivation | Arbeiten, um zu leben, da weniger Wohlstand als Elterngeneration, Nachhaltigkeit, Ziele erreichen |
Macht es nun also für Führungskräfte Sinn, sich mit den verschiedenen Generationen zu beschäftigen?
Ich denke, dass es hilfreich ist, denn die Unterschiede sind deutlich geworden - insbesondere hinsichtlich der sozialen Kompetenzen, die jüngere Mitarbeiter von ihren Führungskräften erwarten und die für ältere Führungskräfte, die selbst anders geführt wurden, nicht selbstverständlich sind. Dazu gehören unter anderem eine individuelle Kommunikation, Wertschätzung und Respekt für Andersartigkeit, Klarheit in der Führung, gemeinsame Zielerarbeitung und Motivation durch das Herausfinden der Bedürfnisse und Potenziale der einzelnen Mitarbeiter.
Dazu gehören zum Beispiel Freiräume, die Mitarbeitende brauchen - und diese können durchaus unterschiedlich sein! So wie Menschen früher (zum Teil noch heute) eng geführt wurden und werden (Befehl und Gehorsam), wodurch Potenziale nicht genutzt werden konnten, so macht es heute keinen Sinn Mitarbeitern große Freiräume zuzugestehen die das gar nicht möchten und gegebenenfalls sogar damit überfordert sind.
Gestandene Führungskräfte aus der Babyboomer- oder X-Generation finden häufig, Mitarbeitende sollen einfach ihre Arbeit machen – das täten sie ja auch. Die Generationen Y und Z wollen jedoch den Sinn hinter einer Aufgabenstellung wissen.
Auch im Umgang mit der eigenen Freizeit empfinden jüngere Menschen die älteren eher als abschreckend denn als Vorbild. Arbeiten gern – aber nicht 60 Stunden in der Woche!
Viele Menschen der Generation Y und Z wünschen sich, ihr gesamtes Wesen in Ihr Unternehmen einbringen zu können, also nicht mit einer Maske zu arbeiten. Sie möchten mitentscheiden und am Erfolg des Unternehmens aktiv mitarbeiten. Damit entsprechen sie den lernenden und lebendigen Organisationen, zu denen sich einige Unternehmen und Institutionen bereits entwickeln. Diese zeichnen sich eher durch selbst führende Teams und weniger durch Hierarchien aus, durch gemeinsame Bestimmung von Zielen und Nutzen der Organisation. Basis der Zusammenarbeit ist Vertrauen und nicht Kontrolle.
Mit dem Wissen über Generationen und ihre Vorstellung vom Leben kann auch die Unternehmenskultur verbessert werden, zum Beispiel Werte gemeinsam zu definieren und zu leben, eine positive Fehlerkultur zu etablieren, Lebensballons zu leben oder für die Weiterentwicklung aller Mitarbeiter zu sorgen.
In einer solchen positiven Unternehmenskultur können alle Generationen ihren verschiedenen Lebensphasen konstruktiv kommunizieren und zusammenarbeiten und damit den Erfolg Ihres Unternehmens sicherstellen.
Interessant sind die Erkenntnisse auch für Institutionen, die Ehrenamtler suchen (und das sind ja immer mehr…). Jüngere Menschen möchten in die Ziele der Institution einbezogen werden, sie möchten wissen, warum sie Dinge tun sollen und was sie bringen – und nicht zuletzt wollen sie auch Prozesse ändern, wenn sie aus ihrer Sicht keinen Sinn machen. Ältere, vor allem Menschen, die schon viel Jahre ihr Ehrenamt ausüben, fühlen sich bedrängt und wenig wertgeschätzt durch ein solches Verhalten – und auch hier sind Konflikte vorprogrammiert.
Hier können durch Mediation oder Organisationsbegleitung Wege gefunden werden, solche Konflikte zu lösen oder sie gar nicht entstehen zu lassen, indem die unterschiedlichen Bedürfnisse und Ziele deutlich gemacht werden. Im zweiten Schritt können sie dann in konkretes Handeln umgesetzt werden, so dass Menschen ihren Organisationen erhalten bleiben. Denn die erfolgreichsten Organisationen haben gemischte Teams: Alter, Geschlecht, Fähigkeiten, Potenziale und vieles mehr.
Tragen Sie dazu bei, dass Teams verständnisvoll und Rücksicht nehmend miteinander umgehen und genießen Sie die Vielfältigkeit Ihrer Teams!
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