Innere Haltung entwickeln, Wirtschaft Magazin 4/2020

Wirtschaft:
Sie beraten Unternehmen zu Führungsthemen. Was macht gute Führung aus?

Anke Lüneburg:
Entscheidend ist die innere Haltung. Viele Management-Ausbildungen vermitteln Werkzeuge, die Führungskräften den Alltag erleichtern sollen. Was kaum thematisiert wird, ist die eigentliche Persönlichkeit der Führungskraft.

Wirtschaft:
Sie beraten Unternehmen zu Führungsthemen. Was macht gute Führung aus?

Anke Lüneburg:
Entscheidend ist die innere Haltung. Viele Management-Ausbildungen vermitteln Werkzeuge, die Führungskräften den Alltag erleichtern sollen. Was kaum thematisiert wird, ist die eigentliche Persönlichkeit der Führungskraft.

Eine Ausbildung muss jedoch genau hier ansetzen. Nur wenn ich meine Bedürfnisse und Werte kenne und verstehe, kann es mir gelingen, auch die Bedürfnisse und Werte meiner Mitarbeiter zu verstehen.

Wirtschaft:
Was muss ich dafür lernen?

Anke Lüneburg:
Um gut führen zu können, muss ich lernen mich selbst zu führen. Hier geht es um Kompetenzweiteführung und nicht um Werkzeuge. Gute Führung erfordert Zurückhaltung, Vertrauen und Klarheit. Oft finden Führungskräfte sich in Teams wieder, die sie nicht selbst ausgesucht haben. Hier gilt es, ein Gespür für die Menschen des Teams zu entwickeln.

Wirtschaft:
Sie haben eine Ausbildung für Führungskräfte erarbeitet. Wie arbeitet man an seiner inneren Haltung?

Anke Lüneburg:
Zunächst erfordert die Ausbildung die Bereitschaft, sich zu öffnen. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst ist für niemanden leicht. Hier werden die eigenen Emotionen und Bedürfnisse zum Thema und die Teilnehmer erfahren in der Gruppe sehr viel über sich selbst. Natürlich geht es auch um das Wesen von Organisationen. Das sind die Grundlagen, die jeder beherrschen muss. In einem weiteren Block geht es um das Thema soziale Kompetenz. Immer wenn Menschen zusammenarbeiten, gibt es auch Konflikte. Das ist natürlich normal, berücksichtigt man die unterschiedlichen Bedürfnisse. Aufgabe der Führungskraft ist es, hier auf Augenhöhe zu moderieren und nicht impulsiv durchzugreifen. Bei mir werden die Teilnehmer sich über ihre eigenen Werte klar. Also das, was jeder von uns zunächst mitbringt. In einem letzten Modul geht es dann darum, Werte und Ziele guter Führung festzulegen. Daraus ergeben sich auch die dafür benötigten Kompetenzen.

Wirtschaft:
Und so wird man dann zur Führungskraft?

Anke Lüneburg:
Führungskraft wird man nicht allein durch eine gute Ausbildung. Gute Führung erfordert eine stetige Auseinandersetzung mit sich und den Menschen, für die man Verantwortung trägt. Nur so gewinnt man Haltung.

Wirtschaft:
In ihrem neuen Buch geht es um die sich wandelnde Arbeitswelt. Wie ändert sich Führung dadurch?

Anke Lüneburg:
Durch die Digitalisierung haben sich Organisationsformen grundlegend verändert. Mitarbeiter wollen heute anders geführt werden, das bedeutet auch, dass Führungskräfte ein neues Rollenverständnis entwickeln müssen. Gerade in Zukunft wird es ohne die richtige Haltung nicht gehen.

Wirtschaft:
Auf welche Kompetenzen kommt es dann besonders an?

Anke Lüneburg:
Kommunikation, Selbststeuerung und Menschenkenntnis – darauf kommt es an. Die Digitalisierung fordert nicht nur von Führungskräften die Fähigkeit loszulassen. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die eine klare Ansage brauchen. Das muss eine Führungskraft erkennen und die Aufgaben und Verantwortlichkeiten dementsprechend zuweisen.

Quelle/Interview: rk, „Wirtschaft" 4/2020

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