(Sich selbst) Führen lernen in fünf Schritten– so einfach geht´s! - Teil 1

Sind Sie seit einiger Zeit Führungskraft oder werden Sie demnächst Führungsaufgaben übernehmen?

Fragen Sie sich, was Sie an Fähigkeiten brauchen, wie Sie mit Ihren zukünftigen Mitarbeitern zu Recht kommen werden, was von Ihnen erwartet wird? Überlegen Sie, ein Seminar zu buchen?

Wenn Menschen Führungsverantwortung für andere übernehmen, ist es am wichtigsten, dass sie sich selbst gut kennen, um das Verhalten anderer einzuschätzen und zu verstehen. Darüber hinaus sollte sie wissen, was unter "Selbst", "Selbstkonzept" und "Selbstwertgefühl" zu verstehen ist.

Erster Teil

Nehmen Sie sich für die ersten zwei Schritte ein bis zwei Stunden Zeit für sich, Papier und Stift und einen klaren Kopf - und lernen Sie sich selbst (besser) kennen!

Eine kurze Vorbemerkung zum „Selbst”:

„Was ist das Selbst? Es ist das Wissen, dass ich bin und das Wissen, wer ich bin.“

(Ekkehard Crisand)

Das Selbst ist somit ein Konstrukt, durch das sich ein Mensch seine Welt konstruiert. Die Wahrnehmung von sich selbst beruht auf den Reaktionen seiner Mitmenschen und macht seine Identität aus. Das Selbst besteht aus zwei Teilen: Dem Selbstkonzept und dem Selbstwertgefühl.

Schritt 1: Das Selbstkonzept

Das Selbstkonzept besteht aus dem Wissen über sich selbst als Person. Dazu gehören Eigenschaften und Fähigkeiten sowie typische Verhaltensweisen. Hiermit ist die individuelle Auffassung der persönlichen Merkmale gemeint, d.h. die Einstellungen, die eine Person durch Erfahrungen im Laufe ihres Lebens entwickelt hat. Diese können sich auch wieder verändern, z. B. durch den Einfluss neuer Bezugspersonen und durch persönliche Weiterentwicklung. Diese Weiterentwicklung ist allerdings nur durch ein positives Selbstkonzept möglich - und nur das führt zu einer starken Persönlichkeit.

"Das Ziel eines optimalen Selbstkonzeptes ist dann erreicht, wenn das wirkliche Selbstbild und die Idealvorstellung von sich selbst übereinstimmen und negative Gedankenmuster keinen Platz mehr finden." (Ekkehard Crisand)

Nun dürfen Sie mit der ersten Liste loslegen: Welche Eigenschaften und Fähigkeiten zeichnen Sie aus? Welche Verhaltensweisen sind typisch für Sie? Welche Einstellungen haben Sie? Hatten Sie früher andere? Wodurch hat sich das geändert?

Würden Sie von sich sagen, dass Sie sich weiterentwickelt haben? Beschreiben Sie Ihr Selbstkonzept!

Schritt 2: Das Selbstwertgefühl

Das Selbstwertgefühl zeigt an, wie ein Mensch sich selbst wahrnimmt und bewertet. Es wird seit der Kindheit gebildet und geprägt.

Menschen mit hohem stabilem Selbstwertgefühl

  • gehen souverän mit Kritik um und haben ein sicheres Auftreten
  • sind offen für neue Ideen
  • lassen sich nicht leicht entmutigen
  • schlagen bei Diskussionen sinnvolle Alternativen vor
  • haben geringes Selbstmitleid
  • haben eine hohe Lebensqualität
  • haben ein hohes seelisches Wohlbefinden
  • sind unabhängig von anderen Meinungen und
  • fühlen sich nicht bedroht, sondern sicher.

Menschen mit geringerem Selbstwertgefühl hingegen

  • leiden unter Kritik
  • sind unsicher bei Entscheidungen
  • neigen zu Depressionen und Nervösität
  • passe sich stark an Meinung anderer an
  • werten sich selbst ab
  • neigen zu unehrenhaftem und aggressivem Verhalten
  • lassen sich leicht beeinflussen und verletzen
  • fühlen sich oft inkompetent
  • haben meiste eine geringe Selbständigkeit und

haben Angst vor Veränderungen.

Wie erfahre ich mehr über mich selbst?

Die folgende drei Möglichkeiten können Sie nutzen.

Selbstbeobachtung

Schon kleine Kinder beobachten sich selbst und bewerten sich selbst. Dieses subjektive Bild von sich selbst soll häufig durch Vergleiche objektiviert werden.

Soziale Vergleiche

Menschen wünschen sich beim sozialen Vergleich die Bestätigung ihres Selbstbildes, beispielsweise möchten sie als respektvoll und wertschätzend wahrgenommen werden, auch wenn sie beim Autofahren die anderen Autofahrer im Stau "anpöbeln". Dieses Verhalten nehmen sie nicht als widersprüchlich wahr, sondern sie nehmen durch selektive Informationssuche nur Positives über sich selbst wahr. Eine weitere Möglichkeit der Selbstwertstärkung ist die Zurechnung der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen im Erfolgsfall sowie die Schuldzuweisung an Beteiligte bei Misserfolgen. Im umgekehrten Fall sinkt das Selbstwertgefühl. Auch die Abwertung anderer Menschen gehört zur Erhöhung des eigenen Selbstbildes. So kann eine Führungskraft eine liebevolle Rolle in der Familie einnehmen und gleichzeitig Unternehmenserfolge ausschließlich sich selbst zuordnen, während für Misserfolge die Mitarbeitenden verantwortlich gemacht werden.

Rückmeldung durch die anderen

Durch konstruktive Rückmeldungen können Führungskräfte dazu beitragen, das Selbstbild von Mitarbeitenden zu vervollständigen, wenn es nicht mit dem Fremdbild (z. B. das Bild, das die Führungskraft vom Mitarbeitenden hat) übereinstimmt. Besonderer Wert sollte hier auf konstruktive Kritik und den Verzicht von (Vor-)Verurteilungen gelegt werden.

Ein hilfreiches Instrument für diese Rückmeldungen ist das Johari-Fenster von Joe Luft und Harry Ingham:

Pause

Nun empfehle ich Ihnen eine Pause von mindestens einem Tag, bevor Sie mit den nächsten drei Schritten weitergehen, um alles verarbeiten zu können – Ihr Kopf arbeitet in der Zeit weiter, baut das neue Wissen ein und hilft Ihnen, für den zweiten Teil fit zu sein….

Quellenangaben:

Oncampus GmbH, Lübeck: Online-Studiengang Wirtschaftspsychologie/ FH Westküste 2017

Hintz, A.J. (2013): Erfolgreiche Mitarbeiterführung durch soziale Kompetenz. Eine praxisbezogene Anleitung. Springer Gabler Verlag, Wiesbaden.

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