Vier Wege, mehr Zuversicht und Anerkennung zu bekommen und zu geben

von Anke Lüneburg

Offenbar befinden wir uns gerade zwischen den Zeiten: Die „goldenen Zeiten“, von denen wir gar nicht wussten, dass sie golden waren, sind vorbei. Neue noch nicht in Sicht. Das führt bei vielen Menschen zu Panik, Wut, Trauer und Erschöpfung, was ich bei der Arbeit mit Teams merke, aber auch im Privaten.

  1. Was ich als Mensch tun kann, um mehr Zuversicht zu gewinnen
    Die großen Fragen nach einer neuen Weltordnung können wir als Bürger:innen nur schwer beantworten – aber wir können unsere Freundlichkeit und positive Haltung zurückgewinnen. Wir können uns im Kleinen über schöne Dinge freuen, über freie Tage, Zeit für Freunde und Familie, neue Regionen kennenlernen. Und auch wenn es schwer ist, daran zu glauben: Es beginnt etwas Neues, wir gehen in eine neue Epoche mit neuen Werten, Stärken, Einstellungen und einem neuen Weltbild. Dieser Übergang ist sehr anstrengend, da wir nicht wissen, wie lange er dauert. Trendforscher wir Matthias Horx oder Autorinnen wie Hannah Ritchie zeigen es.
  1. Was ich tun kann, um andere zu unterstützen und mir das Leben zu erleichtern
    Wir können lernen, Situationen, die wir nicht ändern können, zu akzeptieren. Und wir können das ändern, was möglich ist: Anerkennung, Wertschätzung und Verbindlichkeit gegenüber anderen Menschen (denn die leiden auch). Hier denke ich in diesen Zeiten oft an meine mit 28 Jahren verwitwete Großmutter, die im zweiten Weltkrieg zwangsweise in der Rüstungsindustrie arbeiten und ihren kleinen Sohn aufs Land schicken musste. Nachts fielen die Bomben aufs Ruhrgebiet, es gab kaum etwas zu essen – ein Schicksal, das damals Millionen von Menschen, insbesondere Frauen, teilten. Sie wussten nicht, wann der Krieg und die Drangsalierungen aufhören, ob sie überleben…meine Großmutter hat dennoch mit ihren Freundinnen gelacht, um dem Wahnsinn etwas entgegenzusetzen, um mental am Leben zu bleiben und die Lebensfreude trotz allem zu erhalten.

    Daran halte ich mich, wenn ich mal wieder genervt bin von Zumutungen in diesen Zeiten, von den vielen negativen Geschichten, Katastrophenmeldungen und ungehaltenen Mitmenschen. Wenn ich Dinge nicht ändern kann, verschwende ich keine Energie in Aufregung – es sind ja meine Nerven und meine gute Laune, die verschwindet. Dennoch lebe ich in keiner rosaroten Welt, sondern versuche nur, gut für mich zu sorgen in diesen Zeiten der Polykrisen. Und gute, positive, aufmunternde Texte zu lesen! Das macht so viel aus….

    Um selbst Anerkennung zu erhalten, kann ich beginnen: Ich sage meiner Freundin, dass ich es bewundernswert finde, wie sie ihren Alltag schafft. Ich freue mich mit einem Freund, der einen neuen Job gefunden hat. Ich mache der Supermarkt-Kassiererin ein Kompliment für ihre Geduld. Ich sage zu einem Nachbarn, wie schön ich seinen Garten finde. Und und und…es gibt so viele Möglichkeiten. Wie sehr freuen sich Menschen, die eine positive Bemerkung bekommen – und wie ungewohnt kommt es ihnen erst vor. Also, mehr davon!
  1. Was ich als Teammitglied tun kann
    In den letzten Monaten werde ich oft zu Teams geholt, weil Unruhe vorherrscht, weil der Geduldsfaden dünn und die Kommunikation und das Verhalten untereinander negativ sind. Die Zusammenarbeit klappt nicht mehr so wie früher, es gibt viele Wechsel im Team, neue Mitarbeiter werden als nicht passend empfunden (die das auch spüren) – und viele Gründe mehr.

    Als Teil eines Teams kann ich damit beginnen, meine Kolleg:innen (wieder) zu schätzen, indem ich ihre guten Seiten sehe, anerkenne, was sie leisten und ihnen freundlich-sachlich sagen, was nicht gut läuft. Ich kann sagen, dass es mir gerade nicht gut geht und für ein paar Minuten in Ruhe gelassen werden möchte. Ich kann darum bitten, dass alle wieder die Worte „bitte“ und „danke“ nutzen, dass sie Informationen weitergeben und sich gegenseitig unterstützen. Ich kann höflich sagen, wenn mich etwas stört. Ich kann zuverlässig sein und meine Zusagen können verbindlich sein. Wenn ich sie nicht einhalten kann, sage ich rechtzeitig Bescheid. Wenn etwas nicht gut klappt, kann ich mich fragen, ob ich einen Anteil daran habe. All das kann in ein Team-Commitment münden, in dem wir uns alle darüber verständigen, wie wir miteinander umgehen und gemeinsam arbeiten wollen. Es ist wunderbar, wenn diese Veränderung in Team-Workshops eintritt und danach gelebt wird…
  1. Was ich als Führungskraft tun kann
    Ganz kurz: Empathie und Klarheit. Am besten in der Waage. Empathie bedeutet: „Ich sehe dich, ich nehme dich wahr – als Mensch und als Mitarbeiter.“ Ich kenne die Stärken, Werte und Bedürfnisse meiner Mitarbeiter und weiß, dass sich in diesen Zeiten viele Sorgen machen um die Zukunft ihrer Familien und Freunde (und um ihre eigene). Als Führungskraft weiß ich, dass sich meine Mitarbeiterinnen Anerkennung und Wertschätzung für ihre Leistungen, ihr Wissen und ihre Erfahrung wünschen – und ich gebe sie ihnen. Gleichzeitig sorge ich für Klarheit: Jeder kennt seine Rolle im Team, seine Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Es gibt klare Regeln, was geht und was nicht. Ich frage meine Mitarbeiter, was sie brauchen, um gut arbeiten zu können, sage aber auch klar, was ich von ihnen erwarte.

    Ein Handwerksmeister hat den Wunsch nach einer Vier-Tage-Woche aus seinem 25köpfigen Team vernommen. Erst ein Schock: Würde er noch alle Aufträge schaffen? Dann haben sie alle zusammen besprochen, wie es gehen kann: Trotzdem 40-Stunden-Woche, auf vier Tage verteilt – dafür einen Tag zur freien Verfügung. Seit der Umsetzung bekommt er wieder Bewerbungen…

Fazit: Lasst es uns gemeinsam schaffen:

  • Unveränderliches akzeptieren, auch wenn´s schwerfällt,
  • Veränderbares angehen durch mehr Freundlichkeit, Verbindlichkeit, Anerkennung und Wertschätzung von uns selbst und anderen
  • An den Start einer neuen Epoche glauben, die neue Werte, Stärken und ein neues Weltbild bringt
  • Kurz: Einfach zuversichtlich sein.

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